Trauerfotografie

Der Tag der Trauerfeier ist nicht der letzte Tag des Abschieds.

Wer schon einmal einen nahen Angehörigen oder engen Freund verloren hat, weiß, dass der Abschied an diesem Tag eigentlich erst beginnt. Die Zeit rast und bleibt doch irgendwie stehen.

Die Emotionen sind allzu präsent und überwältigend, und doch steht man neben sich und erlebt den Tag des Abschieds, als wäre er nicht real und kann ihn im Nachhinein nicht mehr fassen. 

Ebenso erging es mir vor einigen Jahren bei der Begleitung des letzten Weges eines nahen Angehörigen. Ich wusste Wochen später nach der Trauerfeier viele Dinge des Tages nicht mehr, auch nicht den genauen Ablauf und war froh darüber, dass es davon Bilder gab, denn ein anderes Familienmitglied fotografierte den Tag. Ich weiß noch, wie zwiegespalten ich damals darüber war. Ist es nicht pietätlos, Menschen zu fotografieren, wie sie trauern? Aber genau das ist es eben nicht! Denn es werden keine Anwesenden in Nahaufnahme gezeigt, sondern vielmehr die Details der Anteilnahme, die Verbundenheit in der Trauer und im Verlust ( Blumenschmuck und Grabbeigaben der Anwesenden, Hände die sich halten und Kraft spenden).

Jeder trauert anders und weiß selber am besten, wie er seinen inneren Abschied gestalten will und was er braucht. So können die Fotos im Nachhinein für manche sehr tröstlich sein.

Denn auch wenn der Schmerz des Verlustes niemals ganz vergeht, können Bilder helfen, die schönen Momente und die Liebe, die Sie mit dem Verstorbenen geteilt haben, in Erinnerung zu rufen- so auch die Bilder des letzten Weges. Sie spüren noch einmal, dass sie nicht allein sind in ihrer Trauer.

Fotos können auch für Angehörige hilfreich sein, die nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten.

Bei meiner Arbeit ist es für mich wichtig, dass die Angehörigen über meine Anwesenheit bescheid wissen und sich sicher fühlen können, dass ihr Privatsphäre geschützt bleibt. Bei einem persönlichen Gespräch können immer alle Ängste und Bedenken, aber auch Wünsche angesprochen werden.